Ardèche/Cevennen

Ein kleines Paradies für Flora & Fauna

Die Cevennen sind die südlichen Ausläufer des französischen Zentralmassives und liegen in den Départements Ardèche, Aveyron, Gard und Lozère. Der höchste Berg der Cevennen ist mit 1699m der Mont Lozère. Der 1970 gegründete Nationalpark der Cevennen (Parc National des Cévennes) wurde 1985 von der UNESCO zum Biosphärenreservat und 2011 zum Weltnaturerbe erklärt.

Die Cevennen sind ein altes Kulturgebiet mit Produkten aus der Esskastanie und der früheren Seidenraupenzucht und der Wanderschäferei. Bekannt wurde die Region aber auch durch die blutigen Religionskriege, welche die Hugenotten vertrieben.

Aber in den Cevennen und in den angrenzenden Regionen findet man heute auch sehr viele seltene Tier- und Pflanzenarten, welche dort noch ihr Rückzugsort haben, dazu gehören viele Vogelarten, welche wir beobachten und vor allem auch hören konnten.

Sängerknaben

Heute schon eine Nachtigall (Luscinia megarhynchos) gehört? Oder zumindest diesen Frühling? Vermutlich nicht. Und das ist sehr, sehr schade. Denn die Nachtigall, auf französisch Rossignol, hat wahrscheinlich die schönsten Gesänge, die es auf Erden gibt! Sie hat ein riesiges Repertoire. Und sie schlägt. Mancherorts liest man, sie klage. Das hat damit zu tun, dass sie zwischen dem Schlagen langgezogene melodiöse Teile einbettet, welche dann für jene Romatiker der Romantik, welche sich nach einer verlorenen Liebe verzehrten, als melancholisch empfunden wurde. Wer die Nachtigall nie gehört hat, kann mit dem Begriff "schlagen" nicht viel anfangen. Deshalb hier die Empfehlung: Sich zumindest bei youtube den Gesang anhören, lieber aber noch in der intakten Natur, was heissen soll, dass man sich um sie kümmert, sie pflegt, respektiert und wertschätzt. Denn die Nachtigall mit ihrem traumhaften Gesang, den nur die Männchen vortragen (deshalb "Sängerknaben"), verschwindet rasch von dieser Welt, sie ist vom Aussterben bedroht. Denn sie brütet nur dort, wo sie um Bäume dichtes Unterholz findet, sie ist ein Bodenbrüter. Manches Paar brütet auch in dichten Brennesselstauden, wo sie vor Fressfeinden geschützt ist. Da aber bei den Menschen der westlichen Kultur dichtes Unterholz als unaufgeräumt gilt und weggeputzt wird, findet die Nachtigall keinen geeigneten Ort mehr zum Brüten. Oder aber das Weibchen, das alleine brütet, wird weggemäht... :-(

 

Nachts singt das Männchen, nachdem sie im Frühling von den Regionen südlich der Sahara zurückgekehrt ist, um ein Weibchen anzulocken. Sobald die Paarbildung vorbei ist, singt die Nachtigall nur noch tagsüber, vor allem morgens und abends, um das Revier zu verteidigen.

 

Sie zu fotographieren ist ein sehr schwieriges Unerfangen, sie ist klein wie ein Spatz und unscheinbar grau-braun, weshalb es hier noch kein Foto zum Betrachten gibt. Dafür jedoch ein Hörgenuss!

Loriot

Der Pirol (Oriolus oriolus) ist knallgelb mit schwarzen Flügeln (er sieht aus wie ein Kanarienvogel mit schwarzen Flügeln - das Weibchen ist sehr viel unauffälliger gefärbt - aber der Pirol ist so gross wie eine Amsel!) und einem orangen Schnabel - und trotzdem ist er kaum je zu beobachten, denn er hält sich vor allem auf grossen Bäumen granz oben im dichten Blätterwerk auf. Aber auch seinen wohlklingenden Ruf, der ein grosses Voumen besitzt, ist kaum jemandem bekannt. Dabei verpasst man etwas, wenn man den Gesang des Pirols nicht kennt und nie in der Natur gehört hat!!

 

Wenn die Jungen flügge werden und noch von den Eltern gefüttert werden, wird 's noch spannender: man hört dann das bettelnde Krächzen der Jungen und den beruhigenden Antwortgesang der Eltern, während man, meist ohne die Vögel zu sehen, mitbekommt, wie sie von einem Baum zum andern fliegen. Wie lernt man eine Sprache als kleinkind? Indem man in der Babysprache etwas brabbelt und die Eltern unermüdlich die Antwort in ihrer Spache geben - genau so klingt das dann! ;-)

Und noch etwas: im Französischen heisst der Pirol ganz einfach "Loriot"!

Huppuppuppe

Wer einen Wiedehopf (Upupa epops) sieht, ist ein Glückspilz. Der Wiedehopf ist ein ganz besonderer Vogel: er hat eine Federhaube, welche er aufstellt, wenn er aufgeregt ist. Er ist etwa drosselgross (etwas grösser als eine Amsel), wirkt jedoch grösser, der Körper ist rot-braun, die Flügel schwarz-weiss gebändert (wie ein Zebra...). Mit seinem langen, leicht gebogenen Schnabel stochert er in der Erde nach Grossinsekten wie Maulwurfsgrillen. Der Flug des Wiedhopfs, der in Afrika überwintert, ist sehr speziell: er ist wellenförmig, schmetterlingsartig gaukelnd.

 

Wir haben in Südfrankreich gleich 5 Wiedehopfe (auf Französisch werden sie Huppe (fasciée) genannt nach ihrem Ruf: püpüpü) auf einmal beabachten können, ein Elternpaar mit seinen drei Jungen, welche sie auf der Wiese fütterten, d.h., die Altvögel stocherten nach Insekten und steckten diese dann in die langen Schnäbel ihrer schon flügge gewordenen Jungen, welche schon ganz ausgewachsen waren (ihr Federkleid war noch eine Spur matter) und hie und da ebenfalls ein wenig stocherten.

 

Wer einmal einen Wiedhopf beobachten konnte, weiss, dass er ein Glückspilz ist, denn diese Vögel sind wunderschön anzusehen!

 

Es gibt einen Dokumentarfilm über diesen Vogel, "Die Rückkehr des Wiedhopfs", der sehr zu empfehlen ist.

Der kleine Mönch mit der grossen Klappe

Die Mänchsgrasmücke (Sylvia atricapilla) hat eine laute Stimme, und sie singt meist von morgens bis abends, egal ob es regnet oder so heiss ist, dass man eigentlich nur noch Siesta halten möchte. Der männliche Vogel ist grau-schwarz und hat eine schwarze Kappe, das Weibchen ist grau-braun und hat eine rotbraune Kappe. Die Mönchgrasmücke ist etwa so klein wie eine Blaumeise. Und wenn nur einer singt, und zwar einen lauten Redegesang, dann handelt es sich höchstwahrscheinllich um eine Mönchsgrasmücke... ;-)

Singen im Dialekt

Der Buchfink (Fringilla coelebs)  ist einer der häufigsten Vogelarten Europas, in der Schweiz sogar der häufigste. Er hat die Grösse eines Spatzes, das Männchen ist gedämpft rostrot-graublau gefärbt, das Weibchen unscheinbar grau-meliert wie ein Spatzenweibchen. Ihr Nest ist sehr gut getarnt, es sind sehr vorsichtige, leise Vögel. Aber singen kann der Buchfink wunderbar! Auch wenn er liebend gerne oft nur ein lautes "Fink" von sich hören lässt, das auch als Warnruf gilt. Bei Buchfinken ist der Träller-Gesang stark von der Region geprägt, er singt quasi in Dialekten, die man sehr gut unterscheiden kann.

Die Welt der Spatzen

Spatzen (Haussperlinge - Passer domesticus) - man kennt sie. Oder man denkt jedenfalls, dass man sie kennt. Dass dem nicht so ist, zeigt der Film "Planet der Spatzen". Aber etwas ist sicher: wenn man mit geöffnetem Fenster durch die Landschaft der Cevennen fährt, dann schnappt man mindestens alle paar Minuten den typischen Spatzenruf auf...

Alle Vögel sind schon da: Amsel...

Die Amsel (Turdus merula) kennt fast jeder und jede - wegen des schönen ubiquitär hörbaren Gesangs, der nicht nur auf dem Land, sondern vor allem in der Stadt allmorgendlich und allabendlich erklingt und sogar Automotoren zu übertönen vermag. Die Amsel war vor hundert Jahren allerdings noch ein scheuer Waldvogel. Heute ist dieser grosse schwarze Vogel mit dem orangen Schnabel ein "Stadtmensch", das Weibchen ist sogar noch etwas grösser, aber unscheinbarer bräunlich gefärbt. Ja, singen kann die Amsel, und jede Amsel hat ihre eigenen Melodien, die sie schmettert, die Nachbars-Amsel macht diese dann nach, fügt noch eigene Teile hinzu - oder sie kontert gleich mit einem unglaublich gut imitierten Geräusch aus der menschlichen Nachbarschaft: einen Autoalarm, eine Krankenwagensirene, einen Weckeralarm oder den Pfeifruf eines Menschen, all das und noch mehr nimmt sie in ihr Repertoire auf und macht den Gesang jeder einzelnen Amsel einmalig. Von langweilig also keine Spur...